Ehrungen für Josef Schlicht zu seinen Lebzeiten

In seinem 1908 erschienenen Buch „Die Geschichte von Steinach“ widmet Schlicht einen längeren Abschnitt auch dem „Benefizium Steinach“ und den verschiedenen Schlossbenefiziaten, damit auch seiner eigenen Person. Er geht auch auf die Ehrungen ein, die ihm bis dahin in Steinach zuteil wurden:

„Die Zeit in Steinach beschied ihm 2 Gedenktage. Das 50. Jahr seiner Ordination am 16. August 1906. Diesen Gedenktag gestaltete August von Schmieder für den Geistlichen in seiner Schlosskapelle zu einer vornehmen Festlichkeit. Nach der Kirchenfeier in der Sankt Georgskapelle war patronatsherrliche Festtafel in der Schlosshalle. Bei dieser umsaßen den Schlossherrn alle Gäste: Benefiziat Josef Schlicht von Steinach, Ökonomierat und Oberverwalter August Kuchenmeister von Puchhof, Verwalter Ludwig Niggl von Steinach, Kgl. Geistl. Rat und Anstaltspfarrer Josef Schneeweis und Klosterbeichtvater Georg Aichinger, beide von Straubing, Karmelitenpater Gerhard Wieselhuber von Sossau, Erzieher Dr. Isidor Feist aus Aschach an der Donau in Oberösterreich, die Pfarrer Johann Eichschmid von Parkstetten, Albert Lang von Steinach, Josef Hüttinger von Mitterfels, Adolf Stauber von Münster und Franz Hiendlmaier von Kirchroth, Benefiziumsverweser Max Plötz von Pilgramsberg, Sazellan Nikolaus Lechner von Falkenfels“.

Auf die Glückwünsche und ehrenden Zuschriften zu seinem 50-jährigen Priesterjubiläum antwortete Schlicht in der Zeitung:

 

„Wie nur so ein alter Tag solchen Rummel stiften mag!

Soviel Glückwünsch’, ernstlich, scherzlich,

Lieb und redlich, warm und herzlich,

Fast als wie ein Wolkenbruch

Für das bisschen Bayernbuch!

Frische Jahre, flotte Feder,

Neidlos, edel gönnt mir’s jeder,

Mündlich, brieflich, recht und treu,

Gar kein Falscher ist dabei!

Müßt’ zum Dank für all die Dinger

Stumpf mir schreiben meine Finger,

Heiser reden mich nicht bloß,

Nein – schon mehr noch, atemlos.

Für so was hat Riesenzunge,

Monsterstift und Juchtenlunge

Nur die Presse ganz allein.

Einzig der verbleib ich’s ein:

Spend Euch Gott wie mir das gleiche,

Eins nur nicht – die Klauenseuche!"

 

Steinach, 5. August 1906 Schlicht

 

 

Eine ganz besondere Ehrung erfuhr Schlicht ein Jahr darauf. Er schreibt darüber:

„Dem folgte am 13. Jänner 1907 das 50. Jahr seines öffentlichen Dienstantritts. Bei diesem Gedenktag erschien zu Steinach der Kgl. Bezirksamtmann Crusilla von Straubing und dekorierte den Benefiziaten mit der Ehrenmünze vom Kgl. Bayer. Ludwigsorden in Anwesenheit des Pfarramts, der Lehrerschaft, der beiden Verwaltungen von Gemeinde und Kirche und der Gutsverwaltung. Die Glückwünsche der Patronatsherrschaft trug der Fernsprecher aus dem Wintersitz in München nach Steinach“.

Ein Höhepunkt der kirchlichen Ehrungen war auch die Ernennung zum Bischöfl. Geistl. Rat im Jahr 1911.

Sogar vom König höchstpersönlich erhielt Josef Schlicht eine hohe Auszeichnung. Als am 10. Juli 1914 der bayerische König Ludwig III. Straubing besuchte, wurde Schlicht in den Rathaussaal befohlen. Hier erhielt Josef Schlicht den Michaelsorden IV. Klasse mit der Krone – in Silber – überreicht. Nichts ahnend war er gerade ganz ins Schauen vertieft – besonders interessierten ihn die Prinzessinnen -, als der König vor ihm stand, ohne dass er es bemerkte. „Hochwürden, nehmen Sie nur, er gehört schon Ihnen“. Mit diesen Worten musste ihn der König erst auf seine Person und auf die Auszeichnung, die ihm zugedacht war, aufmerksam machen, berichten uns L. Niggl und S. Höpfl.



Landesökonomierat Ludwig Niggl (1875 – 1971) – Nestor der deutschen Grünlandwirtschaft und Duz-Freund von Josef Schlicht
(Gemeindeverwaltung Steinach)


 

Die Würdigung Schlichts in der heutigen Zeit

Schlicht wird in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts mehr und mehr zu einer Institution, er wird zu einem Begriff, d e r Schlicht, mit dem die Leute etwas anfangen können (Wax/Volksleben, 66). Schlicht findet in allen allgemeinen Büchern über den Landkreis Straubing-Bogen oder über Niederbayern Erwähnung.

1956 wurde ihm zu Ehren in der Steinacher Pfarrkirche eine bronzene Josef-Schlicht-Gedenktafel enthüllt, über jener Stelle, an welcher sich früher sein Grab befand. Die Tafel wurde von Studienrat F. Lankes entworfen. Oberlehrer O. Döring nahm die Enthüllung vor. Er gehörte mit Oberstadtschulrat Oberneder neben anderen zu den Initiatoren dieser Gedenktafel. Die Tafel enthält neben einer Abbildung Schlichts folgende Zeilen:

Geistlicher Rat

JOSEPH SCHLICHT

*18.III.1832 +18.IV.1917

Wie keiner kannte, liebte und schilderte er

Das altbayerische Bauernland




Schlichts Grabmal in der Steinacher Pfarrkirche St. Michael

geschaffen von Franz Lankes (Foto Albert Lindmeier)



1960 wird die Grundschule in Steinach nach Schlicht benannt. Ebenso erhalten in der Umgebung von Straubing, aber auch in München, Geroldshausen und anderswo, Straßen den Namen Schlichts. Seit 1977 wird die „Josef-Schlicht-Medaille“, an Personen verliehen, die sich um Heimat, Kultur und Brauchtum im Landkreis Straubing-Bogen verdient gemacht haben.

Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts fand Schlicht zunehmend Aufnahme in wissenschaftlichen Schriften und allgemeinen Sammlungen bayerischer Autoren. Schlicht findet auch in Radiosendungen Erwähnung, so z.B. durch Rattelmüller in der Sendung „Boarischer Hoagascht“. Die Zunahme von Schlicht-Verweisen hängt nach Wax nicht zuletzt mit Bemühungen von Dr. Rupert Sigl zusammen, auf welche nachstehend näher eingegangen wird.

 

Gedenktafel für Josef Schlicht am ehem. Benefiziatenhaus

In der Ausgabe vom 28. April 1992 berichtete das „Straubinger Tagblatt“ unter der Überschrift „Steinach ehrt mit Bronzetafel Josef Schlicht“ Folgendes:

„Mit einem Festtag gedachte auf Einladung des Kulturkreises Josef Schlicht eine große Freundesschar des 75. Todestag des Klassikers der bayerischen Volkskunde, des Steinacher Schlossbenefiziaten und Kenners und Schilderers des bayerischen Bauernlebens der Jahrhundertwende. Zum Gottesdienst hatte der Musikverein Steinach-Münster mit seinem Singkreis und seinen Bläsern eine Auswahl von Liedern und Instrumentalstücken getroffen, die so recht in den Geschmack der bayerischen Seele trifft. In seiner Begrüßung stellte Ortspfarrer Gerhard Mass seine Mitbrüder vor, zum einen BGR Ludwig Dotzler, auf dessen Anregung hin der Schlichtgedanke zustande kam, dann Dr. Karl Hausberger, Professor für Kirchengeschichte des Donauraumes, welcher schließlich die Predigt hielt“.

Im Rahmen eines Festaktes wurde an dem in vorbildlicher Weise von seinen jetzigen Besitzern, Prof. Dr. Thomas und Ursula Grundler, sanierten Wohn- und Sterbehaus des Benefiziaten Josef Schlicht eine Erinnerungstafel enthüllt. Die vom ehemaligen Steinacher Pfarrer Ludwig Dotzler gestiftete und von dem Straubinger Künstler Walter Veit-Dirscherl entworfene Bronzetafel wurde vom Vorsitzenden des Kulturkreises Karl Penzkofer vorgestellt. Sie trägt folgende Inschrift: „Hier lebte und starb Josef Schlicht, Schlossbenefiziat von Steinach, 1871 – 1917“. Der Stifter BGR Ludwig Dotzler führte aus: „Diese Gedenktafel drückt in ihrer ehernen Art die Wertschätzung aus, welche dem Steinacher Schlossbenefiziaten in seinem Heimatort entgegengebracht wird“. Der Volkskundler Professor Dr. Walter Hartinger sprach im Anschluss an die Feier zu dem Thema „Probleme einer geistigen Dorferneuerung“.


 

 

Schlusswort

 

Josef Schlicht hat 46 Jahre in Steinach gelebt und gewirkt. Hier in der Beschaulichkeit der Vorwaldgegend, geschätzt und beliebt bei der Schlossherrschaft, dem heimischen Klerus und zahlreichen Freunden und Lesern, fand er das geeignete Umfeld für sein literarisches Wirken und seine Forschertätigkeit. Seine Arbeit wird in höchsten Fachkreisen anerkannt und gewürdigt. Er wird sogar von Spindler in seinem mehrbändigen „Handbuch der Bayerischen Geschichte“, einem bedeutenden Standardwerk und im „Lexikon für Theologie und Kirche“, herausgegeben von Michael Buchberger, erwähnt. Steinach verdankt Josef Schlicht vor allem seine Forschungen zur Steinacher Geschichte und deren Veröffentlichung. Zu Recht kann Josef Schlicht als „Steinacher“ bezeichnet werden und zählt zu den Berühmtesten unter den Steinacher Bürgern. Die Gemeinde Steinach wird ihrem hervorragenden Sohn stets ein ehrendes Andenken bewahren.